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Wissenwertes

Die Zucht

Bevor wir das oben genannte Thema als solches vertiefen, sollte an dieser Stelle die Grundsituation der Königinnenaufzucht in Deutschland eruiert werden:

Die größte Gruppe der deutschen Imker beteiligt sich nicht an der Zucht. Sie wird kostenfrei durch freie Anpaarung ihrer Königinnen mit den Drohnen aus der Umgebung an dem genetischen Zuchtfortschritt beteiligt, wobei dieser von Region zu Region unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann.

Ein wesentlich geringerer Teil der Imkerschaft beschäftigt sich mit der Produktion (wohlgemerkt nicht mit der Zucht) von Königinnen, indem sie sich Reinzuchtköniginnen von Züchtern oder Instituten beschafft und standbegattete Wirtschaftsköniginnen aufzieht. Teilweise kommen auch Insel- und Landbelegstellen für die gesicherte Anpaarung zum Einsatz.

Die kleinste Gruppe der Imker bildet dann die tatsächlichen Züchter. Dieser Personenkreis betreibt aus unserer Sicht eine wissenschaftliche Arbeit, die Leistungsbeurteilung, Selektion und Linieneinkreuzung beinhaltet. Die Erschaffung (und um nichts anderes handelt es sich hierbei) einer nachzuchtwürdigen Linie erfordert nicht selten Jahre, wobei niemand dem Züchter die Garantie geben kann, dass seine Anstrengungen, Investitionen der Ressourcen Arbeit und Kapital, von Erfolg gekrönt sein werden.

Bienenproduktion Lange

Der Versuch – eingeläutet in den 50 er Jahren – die deutsche Landrasse durch Verbreitung der Carnica positiv und einheitlich zu beeinflussen, ist unseres Erachtens nach (nach ersten Erfolgen) heute als gescheitert anzusehen.

Der Hauptgrund hierfür liegt sicherlich in der konsequenten Abnahme der Imkerzahl, begleitet von der schrumpfenden Völkerzahl / Imker. Der Großteil dieser Imker gehört zur ersten der oben beschriebenen Gruppe – ihnen gegenüber steht allerdings ein berufsmäßig orientierter Kreis von Buckfastimkern, der eine entsprechend große Völkerzahl hält und darüber hinaus häufig regional weit auseinanderliegende Trachten anwandert.

Heute noch zu glauben, eine unkontrollierte, freie Königinverpaarung könne einen gewünschten Erfolg bringen, halten wir für sehr gewagt. Die deutsche Landbiene ist schon lange nicht mehr „carnicadominiert“. Die optischen Bienenmerkmale in einer Durchschnittsimkerei lassen keinen Zweifel daran, dass die Buckfastbiene seit geraumer Zeit mit in unsere Landrasse eingegangen ist. Eine unkontrollierte Kreuzung von Carnica und Buckfast ist bei F1 – Generationen unproblematisch, ja oftmals sogar als positiv zu bewerten. Danach jedoch (F2 Generationen und weitere) zeigen sich viele unerwünschte Eigenschaften bei solchen Völkern.

Der Qualitätsverlust unserer Landrasse wird begünstigt durch falsch aufgestellte Schutzradien bei den Belegstellen. Man begnügt sich auf ein Übergewicht von Zuchtdrohnen gegenüber Fremddrohnen und verwertet dieses qualitativ fragwürdige Material für die Nachzucht. Wenn wir uns nun einmal die genetische Besonderheit der Mehrfachpaarung und des ausgeprägten Geschlechtsbestimmungsmechanismus vor Augen halten, muss die Arbeit unserer Belegstellen sehr kritisch bewertet werden.

Honigwabe mit Bienen

Königinnenvermehrung durch Standbegattung ist aber leider noch schwerer durchzuführen, da wir hier weder die Drohnendichte noch die Drohnenqualität der Umgebung neutral und realistisch einstufen können.

An dieser Stelle möchte ich die Imkerkollegen bitten, sich zu solidarisieren. Wenn es mit den Völkern einmal nicht so klappt, wie wir es uns wünschen, verteufeln wir bitte nicht den Nachbarn, der mit einer uns unerwünschten Bienenrasse unsere Arbeit stört. Oft höre ich von Imkern (meistens „Alte Hasen„), sie hätten gelbe Streifen bei ihren Bienen festgestellt und seitdem „klappt es mit der Imkerei einfach nicht mehr …“ Für Fehler in unserer Imkerei sind immer nur wir zuständig.

Schon früh haben wir das Dilema erkannt und betrieben nach Dr. Liebig die Verdrängungszucht. So stellten wir im Märkischen Kreis 70 Wirtschaftsvölker auf und verstärkten diese mit einer zweiten Drohnenwabe, um das besagte Übergewicht von Zuchtdrohnen gegenüber Fremddrohnen (in unserem Fall Drohnen der Zuchtrichtung Carnica) zu erreichen. Regelmäßig kauften wir Material von namhaften Züchtern ein, um eine Zunahme der Inzucht zu unterbinden. Die Ergebnisse standen leider nicht im Verhältnis zu den eingebrachten Mühen, entsprachen doch mindestens 50 % der so geschaffenen Wirtschaftsköniginnen in keiner Weise unseren Erwartungen.

Der Versuch, den Bedarf an Wirtschaftsköniginnen durch Zukauf zu decken, schlug ebenfalls fehl, weil der Großteil der so erworbenen Mütter unsere eigenen Ergebnisse nicht nennenswert übertraf.

Es folgten weitere Versuche…

Nach vielen Rückschlägen in der Zuchtarbeit haben wir seit einigen Jahren im Hochsauerland einen Platz gefunden, der durch kühle Temperaturen und unattraktiver Höhenlage wirtschaftlich vertretbare Ernten nicht erwarten lässt und somit für die Imkerei unattraktiv ist.

Als einzige Imker stehen wir völlig isoliert auf einer Höhe von 471 m N. N. dar und verzichten so jedes Jahr bewusst auf einen Teil unserer Honigernte. Mit diesem Verlust können wir leben, sind wir doch nunmehr in der Lage, den eigenen Bedarf an guten Wirtschaftsköniginnen selber abzudecken.

Die Ergebnisse können sich seit einigen Jahren sehen lassen – die so produzierten Wirtschaftsköniginnen tragen diese Bezeichnung zurecht. Sammeleifer, Schwarmträgheit, Sanftmütigkeit und Vitalität der so erstellten Völker haben nicht nur uns überzeugt – unsere Bienen fliegen unter anderem auch in Frankreich, Spanien, Portugal, Niederlande, Polen und Litauen.

KURZ ZUSAMMENGEFASST:
Viele Imker behaupten steif und fest, dass bei der Königinnenvermehrung das mütterliche Erbgut dominiert. Sie lassen die teuer eingekauften unbegatteten Königinnen „einfach fliegen“ und geben sich mit der Anpaarung mit eigenen Drohnen i. H. v. 40 – 50 % (im besten Fall) zufrieden.

Das Ergebnis kann nur unkritische Imker befriedigen. Sehen wir es einmal nur von der kaufmännischen Seite und denken uns hier einfach: „Überlassen wir die Genetik dem Wissenschaftler …“

Mit jeder uneffektiven Wirtschaftskönigin verliert ein Bienenvolk an Produktivität. Die Sammelleistung nimmt rapide ab. Unterstellen wir einen realistischenMinderertrag von 10 kg Honig / Jahr, so verliert der Imker bei einem Verkaufsendpreis von durchschnittlich € 7,00 / kg Honig € 70,00 im Jahr. Wenn wir uns nun noch überlegen, dass eine Hochleistungskönigin zwei Jahre einen guten Dienst verrichten kann, sprechen wir immerhin von € 140,00 effektivem
Minderertrag.

Von interessanten, ausdrücklich herausgezüchteten Neigungen wie Schwarmträgheit, Sanftmütigkeit und Vitalität wollen wir an dieser Stelle nicht reden. Diese Eigenschaften haben keinen monetären Wert. € 140,00 Verlust? So viel kann eine gute Wirtschaftkönigin gar nicht kosten!

Tipps und Tricks

Keine erfolgreiche Imkerei ohne gewissenhafte Königinnenzucht.

So oder so ähnlich könnte die Überschrift einer Zuchtanleitung lauten, doch ist die Durchführung einer erfolgreichen Königinnenzucht von mehreren Faktoren abhängig und daher nicht ganz einfach durchzuführen. Vor dem Hintergrund der Mehrfachpaarung bei den Bienen beginnen bereits hier die ersten oftmals unüberwindbaren Probleme; eine Anpaarung, wie wir sie aus der Viehwirtschaft kennen, ist nicht möglich.

Folgende Faktoren sind für eine erfolgreiche Zucht unabdingbar, u n a b h ä n g i g von der Bienenrasse:

Selektion
Bei der Auswahl von Zuchtvölkern greifen viele Züchter auf die Vermessung von biometrischen Merkmalen zurück, wie z. B. dem Cubitalindex.

Der sei hier wie folgt genannt:

Rasse

Apis

Apis

Apis

Merkmal

melifera melifera Minimum/Maximum

melifera melifera Minimum/Maximum

melifera melifera Minimum/Maximum

Cubitalindex (a/b)

1,7 1,4-2,1

2,6 2,3-3,2

2,3 2,0-2,7

Natürlich können weitergehende biometrische Merkmale wie Haarlänge, Breite der Filzbinden, Rüssellänge oder die allgemeine Färbung vermessen werden, um ein besseres Untersuchungsergebnis zu erzielen.

Ebenso ist auch eine Selektion rein nach Verhaltensmerkmalen möglich (und in der Buckfastzucht besonders beliebt) Merkmalsbeispiele: Sanftmut, Schwarmträgheit, Wabenfestigkeit, Vitalität, Varroatoleranz.

Diese Merkmale seien hier nur exemplarisch genannt und werden in der tatsächlichen Zuchtarbeit oftmals noch um andere wünschenswerte Eigenschaften erweitert.

Probleme bei dieser Methode bildet oftmals ein zu kleiner Pool an Beobachtungsvölkern. Je Linie sind mindestens 10 Völker unabdingbar, doch erst ab einer Zahl von ungefähr 50 Versuchsvölkern kann hier von seriösen Auswahlergebnissen gesprochen werden.

Honiglöffel

Aufbau von Drohnenvölkern

Die Drohnen der Völker, die für die Zucht vorgesehen sind, müssen gut entwickelt und gesund sein. Sehr wichtig ist, dass die Drohnen für die Besamungsaktion geschlechtsreif und das gleiche Alter haben. Für die Besamung nimmt man am besten geprüfte Geschwisterköniginnen oder man entscheidet sich für viele Väter und nimmt nicht verwandte geprüfte Königinnen als Ausgangsmaterial.

Die Natur kann unterstützt werden, wenn in die Drohnenvölker Drohnenrähmchen eingesetzt werden. Der Abstand bei den Oberträgern muss aber mindestens 4mm mehr sein als die Abstände der anderen Rähmchen. Abstand Mitte zweier Waben nebeneinander in der Beute soll 44 bis 45 mm sein. Die Drohnenrähmchen brauchen mehr Platz, damit die viel größeren Drohnenzellen länger ausgezogen werden und die Entwicklung der Drohnen besser ist.

44 Tage vor der Besamungsaktion werden die Drohnenrähmchen mit Drohnenmittelwänden in die Völker gesetzt. Ein gut vorbereitetes Volk arbeitet schnell und innerhalb von 5 Tagen sind die Waben ausgebaut und bereits bestiftet! Somit hat man für die Besamung und auf der Belegstelle gleichaltrige Drohnen, die nur eine von mehreren Voraussetzungen für ein gutes Begattungsergebnis ist.

Etwa am 6. Tag nach dem Einhängen wird das Rähmchen dann in die Mitte des Honigraumes umgesetzt, auch wenn die Waben noch nicht vollständig bestiftet sind, denn zur Besamung sollen alle Drohen etwa das gleiche Alter haben. Zwischen Brutund Honigraum wird ein Absperrgitter gelegt. Beiderseits von den Drohnenwaben werden Waben mit ganz frischer Brut gehängt, damit viel Jungbienen in den Honigraum gehen, und die Brut, vor allem aber die Drohnenbrut sich bei gleichbleibender Wärme entwickeln kann. Diese Wärme ist in der Mitte des Volkes und hier können wir das beste Ergebnis erwarten. Nach dem Schlüpfen der Drohen werden wieder Brutwaben in den Honigraum gesetzt, damit die Drohnen immer die richtige Temperatur haben. Warum das Einhängen der Rähmchen 44 Tage vor der Besamungs- und Begattungsaktion? Die Drohnen schlüpfen nach 24 Tagen, sind dann schon 40 Tage nach der Bestiftung geschlechtsreif, aber die Drohnenmittelwände müssen von den Bienen ausgebaut werden, dafür werden bis zu 4 Tage hinzugerechnet. Die Geschlechtreife der Drohen hält etwa 10 bis 12 Tage.

Wenn die Möglichkeit besteht, stellt man diese Völker an einem Platz, wo in einem weiteren Abstand keine Völker stehen. Andere Drohnen dürfen keine Möglichkeit haben, in diese Völker zugelangen. Vor dem Flugloch eines Drohnenabsperrgitters und den fremden Drohnen muss die Möglichkeit genommen werden, sich unter dem Boden versammeln zu können. Die Drohnen möchten etwa 10 Tage, nach dem sie geschlüpft sind, fliegen. Das ist etwa der 38. Tag nach dem Einhängen der Drohnenmittelwände. Bewährt hat sich, dies abends nach den Flugbetrieb der anderen Bienenvölker zu tun. So hat man die Gewähr, dass keine fremden Drohen in die Beuteeinfliegen. Jetzt muss das Flugloch der Beute verschlossen werden und bleibt während der Flugzeit der Drohnen geschlossen. Nun wird der Deckel geöffnet. Von hier fliegen alle Drohen und Bienen aus. Die Drohnen kehren nach 10 bis 20 Minuten zurück. Nach 30 Minuten wird der Deckel geschlossen. Das reguläre Flugloch wird geöffnet.

Imker mit Dadantbeuten haben es schwerer. Hier kann man einen Drohnenableger erstellen. Eine andere Möglichkeit ist; unten einen Honigraum zu stellen, ein Absperrgitter und den Brutraum aufsetzen. Hier muß vor das Flugloch ein Absperrgitter gestellt werden, denn sonst ist der untere Raum voll fremder Drohnen.

Drohnen und Königinnen fliegen bei Temperaturen ab 20° C und sonnigem Wetter aus. Vor der Geschlechtsreife sollen die Drohnen 2 – 4 mal ausfliegen. Somit haben alle Drohnen wenigstens einmal geflogen, dann besteht kaum die Gefahr, dass sie beim Besamen koten.

Am Tag der Besamung wird die Beute mit einen Deckel zudeckt, der ein Loch hat. Auf das Loch stellt man ein Kästchen, und die Drohen krabbeln von unten hoch zum Licht, weil sie ausfliegen wollen.

Kästchen ca. 30 x 30 cm. Boden mit einer Öffnung. 1. Seite mit Absperrgitter/Draht. Besser sind zwei Seiten mit Plexiglas, damit das Kästchen Licht hat. Die anderen Teile aus Sperrholz. Bewährt hat sich für dieses Kästchen ein kleines Kästchen von ca. 6 cm Höhe anzufertigen. Boden als Schieber und Deckel aus Drahtgewebe ca. 3mm. In dieses kleine Kästchen (Kleinformat Apidea) eine unbegattete Königin mit Bienen setzen, dass erleichtert das Abfangen der Drohnen.

Bei ungünstigem Wetter steigen die Drohnen nicht nach oben und man muss sie einzeln von den Waben abnehmen. Für die Besamung einer Königin gebraucht man etwa 20 bis 30 Drohnen. In dem Besamungsraum muss es warm sein, Temperatur ca. 25° C. Vielleicht ist es möglich die Drohnen vor einem geschlossenen Fenster fliegen zu lassen, damit sie noch mal abkoten können. Die Drohnen werden dann vom Fenster gesammelt. Kot darf nicht mit Sperma in Berührung kommen, dieses Sperma ist wertlos.

Wer gute Besamungs-, Begattungserfolge haben möchte, muss seine Drohnenvölker sehr gut pflegen und behandeln. Für gute Jungköniginnen lohnen sich die Mühen.

Natürlich ist dieser Aufbau von Drohnenvölkern auch für die Nutzung auf einer klassischen Belegstelle geeignet.

(Quelle: Hans Vennes, ehem. 1. Vorsitzender des LV der Nordrhein Westfälischen Buckfastimker e. V. )

Biene einzeln

Unbegattete Königinnen

Kürzlich sagte mir ein Jungimker: „Was, Sie verlangen 7,80 EUR für eine unbegattete Königin? Ich wollte doch nicht gleich Ihren ganzen Stand kaufen!“

Tja, aus seiner Sicht liegt er bestimmt nicht falsch. Wir sind nicht günstig. Doch woran liegt das eigentlich?

Wie eingangs erwähnt, sind wir kein Vermehrungsbetrieb sondern reine Züchter. In letzter Konsequenz bedeutet das für uns:

● Aufwendige Selektionsarbeit in 450 Wirtschafts- und Versuchsvölkern
● Regelmäßige Einkreuzung von neuem Bienenmaterial (z. B. in 2002 pure Nigra, in 2003 und 2008 pure Anatolica).

Hier durchschreiten wir regelmäßig ein Tal der Tränen, denn nicht alle Kombinationen erweisen sich als gut. Viele Imker glauben, die Lokalisierung von Brutlücken in einer ersten Leistungsbewertung geben wertvolle Hinweise auf Inzuchtdepressionen, doch ist die Ultrakurzlebigkeit von Bienenvölkern ein viel größeres Problem, welches durch zu enge Verwandschaftspaarung signifikant zu Tage tritt. Hier deutet am Anfang nichts auf Inzuchtprobleme hin, außer die bequem gewordenen Rückkreuzungen in der Bienenzucht. Es wäre schön, könnte man durch ewige Rückkreuzungen Originallinien über Generationen erhalten. Doch wer das glaubt, hat auf Sand gebaut. Das Erwachen ist dann oft schmerzvoll und hat sogar im Carnicalager den einen oder anderen eingefleischten Reinzüchter zum Umdenken bewegt.

… und diese Tatsache spricht für sich, hat der Carnicaimker es doch eigentlich ganz anders gelernt. Schwache Bienenvölker im Frühjahr sind ein erster Indikator dafür, und viele Imker sind plötzlich ratlos. War es Wassermangel, fehlender Pollen, schlechtes Wetter oder doch nur eine schlechte Zuchtleistung? Kennen Sie eine Belegstelle, die mit so vielen Drohnenvölkern (30) arbeitet und gleichzeitig so wenige Begattungseinheiten aufstellt? Auf unserer privaten Belegstelle stehen nie mehr als 400 Zuchteinheiten gleichzeitig – das Ergebnis:

Drohnen im Überfluss!

Diese Faktoren können unsere Zuchtarbeit nicht preisgünstig gestalten, allerdings haben Sie den Vorteil, bei uns nicht immer nur Material von den „üblichen Verdächtigen“ aus der Züchterszene zu erhalten. Natürlich ist die Zucht ein wichtiger Faktor unserer Imkerei, doch in erster Linie für unseren eigenen Betrieb. Hier stellen wir besonders hohe Ansprüche und arbeiten wissenschaftlich, mit allen Möglichkeiten, die einer Großimkerei zur Verfügung stehen.

An dieser Stelle möchte ich auch einmal kurz Stellung nehmen zu unserer PRIVATEN BELEGSTELLE:

Als wir vor fünf Jahren erstmalig publizierten, wir führen eine private Belegstelle, war der Aufschrei, aber auch das Interesse in der Imkerschaft gleichermaßen groß. Die einhellige Frage war hier: Dürfen die das denn, ist der Begriff „Belegstelle“ nicht geschützt?

Wir halten es hier für angebracht, die Parameter unserer Zuchtarbeit zu verraten:

● Aufstellung von 30 Drohnenvölkern (wir sprechen hier von tatsächlichen Drohnenvölkern und nicht von Wirtschaftsvölkern), die uns k e i n e n nennenswerten Honigertrag einbringen. Wir verfahren stets nach dem Prinzip: „Viele beste Völker“ – so ist unser (und Ihr) Zeitfenster für erste Inzuchtdepressionen einfach größer.

● 20 Völker, die ständig als Starter- und Pflegevölker dienen. Sowohl die Drohnen- wie auch die Starter- und Pflegevölker werden bei uns in der Zahl unserer Wirtschaftsvölker nicht berücksichtigt.

● Last but not least nehmen wir an Besamungsaktionen teil, um unsere eigenen Linien aufzufrischen. Wer einmal künstlich hat besamen lassen, der wird uns zustimmen, wie gering die Erfolgsaussichten auf wirklich gute Ergebnisse sind.

Hier suchten wir unsere Perlen bisher vergebens, können allerdings erste hoffnungsvolle Hinweise nicht negieren.

Nunmehr haben sich einige Imkerkollgen gefunden, die genauso wie wir eine „PRIVATE BELEGSTELLE“ führen und diese auch so in den Imkermedien bewerben. Oftmals denken wir, dass hier standbegattete Königinnen einen Mehrwert erfahren sollen, der so keinesfalls richtig sein kann, verfügen doch nicht wenige dieser o. g. Züchter kaum über die Gesamtvölkerzahl, die wir nur für unsere Drohnenvölkerstellung benötigen.

Diese Situation brauchen wir nicht zu dramatisieren, doch ist sie real.

Jovita Lange bei der Königinnen - Kontrolle
Jovita Lange bei der Königinnen – Kontrolle

Deutschland ist ein Land der Hobbyisten, dies beginnt bei Sport- und Kegelvereinen und endet eben bei Tauben- und Bienenzüchtern. Hier liegt eigentlich auch das ursprüngliche Problem:

Gerade die Buckfastzucht verführt dazu, sich sehr in Genetik zu vertiefen (dies mag auch den tatsächlichen Unterschied zwischen Carnica- und Buckfastimker ausmachen); sprechen wir mit einem Imkerkollegen, der Buckfastbienen züchtet, kann er uns auf Zuruf ganze Referate über genetische Besonderheiten der Bienen, Mehrfachpaarung, etc. aufzählen, negiert aber nicht selten die eigene Unzulänglichkeit, selbst über zu wenige Bienenvölker zu verfügen, um eine repräsentative Leistungsbewertung vornehmen zu können.

Hinzu kommt eine Sammelleidenschaft von Linien aus verschiedenen Herkünften – dieser Genpool macht nur Kurzsichtige „schwach“, ist er doch viel zu teuer erkauft, da seine eigentlichen Vorzüge nie genutzt werden können (eben mangels Masse).

Das Problem, in Deutschland zu wenige sichere Belegstellen vorfinden zu können (Rassenunabhängig), macht die Zuchtarbeit nicht leichter.

Was haben Sie davon, Nachzuchten von High-End Ausgangsmaterial zu erwerben, wo die Drohnenqualität unsichere Größe geblieben ist?

Zum Schluss noch eine Bitte: Kaufen Sie nur von Züchtern, die Ihnen glaubhaft versichern können, keine unsicheren Bienenimporte zu tätigen. Es soll ja auch Imkerkollegen geben, deren Belegstelle Flughafen Berlin-Tegel ist.

Direkt vor unserer deutschen Türschwelle warten neue Parasiten wie der Kleine Beutenkäfer auf Einlass, der nur über unsichere Bienenimporte erfolgen kann. Hiermit sind auch Importe aus Neuseeland mit den klassischen Packetbienen gemeint.

Wenn es Sie sehr drückt und Sie dringend Bienenvölker benötigen, fragen Sie lieber bei deutschen Imkern wie der Imkerei Aumeier in Zandt, Imkerei van den Bongard in Willich oder Imkerei Geller in Aachen an.

Leistungsbewertung bei Bienenvölkern

Sachdarstellung:
Grundsätzlich bedeutet Zucht Vermehrung mit qualitativen und quantitativen Merkmalen. Quantitative Merkmale und ihre Heritabilität (Vererbung) wurden bereits bei ADAM beschrieben.

Gelingt es uns, den Honigertrag um 10 kg zu steigern, wird statistisch davon ausgegangen, dass nur 26 %, also 2,6 kg, davon erblich bedingt erreicht wurden.

Biene einzeln

Die Zucht der Honigbiene kann sich in verschiedenen Mustern vollziehen, hierbei unterscheiden wir:

Die Verdrängung ist in der Bienenzucht theoretisch nach 7 Generationen erreicht, gleiches gilt auch für die Kombinationszucht. Allerdings ist hier die Genetik und somit die Vorhersagbarkeit von Zuchtergebnissen eine unklare Größe – halten wir uns nur vor Augen, dass die Jungkönigin 16 väterliche und 16 mütterliche Chromosomen in sich trägt, sprechen wir von über 65.500 genetisch verschiedenen Eiern. Um auch nur annähernd vorhersagbare Zuchtergebnisse erzielen zu können,werde ich an dieser Stelle nicht müde zu betonen, dass nur von reinem, instrumentell angepaartem Ausgangsmaterial nachgezüchtet werden darf. Für die weitere Selektionsarbeit und Auffindung von nachzuchtwürdigen Linien ist eine rationelle und praktikable Auslesemethodik anzuwenden.

 

Bienenstöcke Lange Sommer

Die Auswahl von Zuchttieren nach Körpermerkmalen wird bei uns nur angewendet bei Einkreuzung reiner Rassen, die mit besagter Methodik lediglich auf Reinrassigkeit überprüft werden. Leistung von Körpermerkmalen abhängig zu machen ist sicherlich die falsche Herangehensweise bei der Bienenzucht. Stellen wir uns vor, dass ein Chormeister einen begabten Sänger sucht, der eine Stimme hat wie z. B. Elvis Presley. Zweifellos wird dies gelingen, doch wird das Unterfangen um einiges aussichtsloser, soll dieser besagte neue Sänger auch noch so aussehen wie Presley. (frei nach RIES)

Die Selektion nach Leistungsbewertung ist hingegen ein gangbarer Weg, insofern die Selektionsmerkmale auf eine realistische und erreichbare Größe eingeengt werden. Dies gilt im Besonderen für Privatbetriebe, die ganz ohne wissenschaftliche Mitarbeiter, Praktikanten und Doktoranden auskommen müssen. Eine häufig geforderte ausreichende Bienenvölkermenge, um eine Selektion realistisch durchführen zu können, ist m. E. nicht verhandelbar. Ergebnisse und ihre Wiederholbarkeit müssen überprüfbar sein.

Eine Inzuchtmessung durch Brutausfallerfassung wurde besonders in der vergangenen Zeit sehr in Frage gestellt. Hier wurden Argumente wie kürzlich beschriebene Heizerzellen eingebracht, deren Existenz diese Methodik der Inzuchterfassung in Frage stellen. Ergänzend kann ich hinzufügen, dass auch auslaufende Brut die Erkennung der o. g. Brutlücken erschwert. Der Aufsatz einer Schablone auf eine erst im Mai ausgebaute und anschließend verdeckelte Brutwabe ist hingegen ein Parameter, der hilfreich sein kann, um Inzuchtdepressionen bei sonst gesunden Völkern zuverlässig erkennen zu können.

Unsere hier unten beschriebene Methodik orientiert sich an der Notenskala zur Beurteilung von Bienenvölkern in der Zucht- und Versuchsarbeit, ausgearbeitet von DANMARKS BIAVLERFORENING.

1. Sanftmut

2. Geringe Schwarmneigung

3. Wabenfestigkeit

4. Honigertrag

Für die Punkte 1 bis 4 werden Jahresnoten vergeben.

5. Hygienisches Verhalten (Ausräumrate, wird im Kapitel „Auf dem Weg zu mehr Varroatoleranz“ erläutert).

Weitere interessante Eigenschaften wie Flugkraft, Spür– und Verteidigungssinn, Frühjahrsentwicklung und Sparsinn können darüber hinausgehend subjektiv beobachtet werden und sind bei uns stets das „Zünglein“ an der Waage, wenn zwischen nahezu identischen Schwestern ausgewählt werden soll.

Bienenstock wird herausgehoben

An dieser Stelle soll noch einmal ausdrücklich über die Entscheidung der oben genannten selektiven Kriterien referiert werden:

1. Sanftmut: Es gibt keinen Grund, mit aggressiven Bienen zu arbeiten, da sich Sanftmut völlig problemlos innerhalb weniger Generationen herauszüchten läßt. Schon jetzt gibt es viele Bienenvölker, die ohne Schutzkleidung bearbeitet werden können. Besonders im Bezug auf die Auswahl von Standplätzen in Stadtgebieten (gerade hier ist der Einsatz von Pestiziden oftmals am geringsten und nicht selten ernten wir auch hier den besten Honig) ist eine friedfertige Biene von Vorteil und vermeidet so manchen Nachbarschaftsstreit.

2. Schwarmneigung: Ein sich in Schwarmneigung befindliches Volk ist aus wirtschaftlicher Sicht für den Imker nahezu wertlos. Die Schwarmneigung dauert bis zu zwei Wochen an und endet in der Regel damit, dass die alte Königin mit bis zu der Hälfte des Bienenvolkes und einer nicht unbeträchtlichen Menge an Honig ihren Stock verläßt. Das Ergebnis ist dann traurig: Keine Bienen, Kein Honig!

Darüber hinaus wendet der Imker sehr viel zusätzliche Zeit auf, die Bienenvölker auf Schwarmzellen zu kontrollieren und den Auszug eines solchen Volkes zu verhindern.Zuchtbemühungen von uns Imkern werden den natürlichen Trieb zumSchwärmen niemals ausmerzen können – so gibt es bestimmte Schwarmjahre, wo auch die besten Zuchtvölker schwärmen wollen.

Es handelt sich hierbei um einen Naturtrieb, der nicht ausgeschaltet, sondern züchterisch eingedämmt werden soll. Unser Ziel muss es sein, die Schwarmneigung so gering zu halten, dass sie durch die ledigliche Erweiterung der Beute verhindert werden kann.

3. Wabenfestigkeit: Niemand möchte mit nervösen, ständig aufsteigenden Bienen arbeiten müssen. Es erleichtert die Arbeit des Imkers ungemein, wenn die Tiere wabenfest sind. Bleiben die Bienen trotz Öffnen und Herausziehen von Waben fest auf ihnen, so ist das auch ein Zeichen dafür, dass dieser Eingriff die Volksgemeinschaft nur geringfügig gestört hat.

Jede Störung, die eine Volksgemeinschaft so stark in ihrer Harmonie beeinträchtigt, dass die Bienen aufliegen, läßt einen Teil des Volkes seine Arbeit (also auch die Honigproduktion) unterbrechen.

4. Honigernte: Die Honigernte sollte jedes Jahr mit dem Durchschnitt des Bienenstandes verglichen werden. Da die Trachmöglichkeiten von Ort zu Ort und von Jahr zu Jahr unterschiedlich ausfallen, ist hier eine andere Herangehensweise nicht möglich. Den Honigertrag eines Volkes jedesmal aufwendig wiegen zu müssen erschwert diese Arbeiten sehr und macht sie daher auch so unattraktiv in der Praxis. Wie alles im Leben kann man auch das Schätzen einer Honigernte üben: Entweder werden einzelne Waben probegewogen oder noch besser die Honigzarge vor und nach der Tracht. Nach einigen Jahren der praktischen Arbeit ist es dann möglich, das Gewicht relativ genau zu beurteilen. Die Honigernte wird in Kilogramm angegeben und entsprechend der Notenskala von 1 bis 5 beurteilt.

5. Hygienisches Verhalten (Ausräumrate): Im besonderen Focus ist hier das natürliche Abwehrverhalten gegen die Varroamilbe, aber auch gegen die Faul– und Kalkbrut. Manche Königinnenzüchter testen die Bienen in diesem Bereich – leider ist es oft so, dass nicht immer die Völker, die in den Eigenschaften 1 bis 4 im oberen Drittel gelegen haben, auch ein züchterisch herauszuhebendes Putzverhalten zeigen. Daher wird diese Eigenschaft zu selten in Zuchtprogrammen berücksichtigt. Es bleibt zu hoffen, dass bald auch die Varroatoleranz oder sogar die Varroaresistenz auf diese Wunschliste gesetzt wird.

Bienenwabenstock gefüllt mit Honig

Warum werden gerade die Eigenschaften der Notenskala (siehe unten) zur Beurteilung herangezogen und nicht andere, ebenfalls interessante Eigenschaften wie Frühlingserwachen, die durchschnittliche Lebenserwartung der Arbeiterinnen und andere?Für eine objektive, rationelle Beurteilung sind solche Eigenschaftstests nur bedingt zu gebrauchen, da sehr zeitaufwendig. Besonders vor dem Hintergrund, dass für gute Zuchttiere große Schwesternserien aufgebaut und einheitlich geprüft werden sollen, ist die Vereinfachung (unter Berücksichtigung der größtmöglichen Vorsicht) eines Prüfschemas meines Erachtens zwingend notwendig.

Bienen, die beurteilt werden sollen, müssen unter relativ gleichwertigen Umweltbedingungen leben. Dies ist besonders wichtig bei der Auswahl von Zuchttieren.

Bei der Aufstellung der Bienenstöcke ist so zu verfahren, dass der mögliche Verflug besonders gering gehalten wird.

Geschwisterköniginnen werden auf mehrere Bienenstände aufgestellt – in diesem Fall ist es wichtig und auch für den Züchter sehr interessant, unterschiedliche klimatische Regionen auszuwählen (aber immer im gleichen Beutensystem, da ansonsten die unbekannten Variablen zu groß würden).

Wenn sich diese trotz der klimatischen Unterschiede unverändert verhalten, ist die Vererbung von größter Bedeutung und vom züchterisch besonders großem Wert.

Notenschlüssel zur Beurteilung von Völkern in Zucht- und Vermehrungsbetrieben: Einleitende Anmerkung:

1: schlechteste Note, 3: Durchschnitt, 5: Optimaler Zustand

Auswahlvölker, die die Note <4 erhalten, sollten für die Weiterzucht nicht verwertet werden. Ausnahme: Selektion auf Varroatoleranz.

1. Sanftmut

  • Aggressiv (1)
  • Stark stechfreudig (5-8 Stiche, unprovoziert) (2)
  • Stechfreudig (1-4 Stiche, unprovoziert) (3)
  • Stechen nicht (bei Verwendung von Rauch) (4)
  • Stechen nicht (können ohne Rauch bearbeitet werden) (5)

2. Schwarmneigung

  • Schwärmen (1)
  • Bestiftete Weiselnäpfchen (Schwarmverhindernde Eingriffe mehrmals nötig) (2)
  • Bestiftete Weiselnäpfchen (Schwarmverhindernde Eingriffe einmal nötig) (3)
  • Bestiftete Weiselnäpfchen (Kein Eingriff. Kein Schwärmen) (4)
  • Keine Schwarmneigung (keine bestifteten Weiselnäpfchen) (5)

3. Wabenfestigkeit

  • Sehr unruhig (Viele Bienen in der Luft) (1)
  • Nervös (Die Bienen laufen auf den Waben. Viele Bienen fliegen einfach auf) (2)
  • Unruhig (Die Bienen laufen auf den Waben und fliegen vereinzelt auf) (3)
  • Ruhig (Die Bienen sind etwas unruhig auf den Waben, fliegen aber nicht auf) (4)
  • Sehr ruhig (Die Bienen verhalten sich ruhig, fliegen auch beim Abschlagen schlagen nicht auf) (5)

4. Honigertrag

  • Mehr als 50 % unter dem Durchschnitt des Bienenstandes (1)
  • 10% bis 15 % unter dem Durchschnitt des Bienenstandes (2)
  • Durchscnitt des Bienenstandes (3)
  • 10 % bis 50 % über dem Durchscnitt des Bienenstandes (4)
  • > 50 % als der Durchschnitt des Bienenstandes (5)

Die JAHRESNOTE (ausgehend von mindestens fünf Beobachtungen) ergibt sich aus dem Jahresdurchschnitt der jeweils gemachten Aufzeichnungen.

Beispiel Sanftmut:

Volk Nr. 13: Beobachtung am 20.04.09: Note 4

Beobachtung am 30.04.09: Note 4

Beobachtung am 06.05.09: Note 5

Beobachtung am 12.05.09: Note 5

Beobachtung am 18.05.09: Note 5

Beobachtung am 30.05.09: Note 4

Jahresnote Sanftmut Volk Nr. 13: 4,5

Für unsere Zuchtbewertung würde dies im konkreten Fall bedeuten, dass das Schwesternvolk in der Beute Nr. 13 gute bis sehr gute Eigenschaften im Bereich Sanftmut gezeigt hat.

5. Hygienisches Verhalten (Ausräumrate): Wird beschrieben in Kapitel „Auf dem Weg zu mehr Varroatoleranz

Warum züchten wir

Buckfast und Carinca?

Nichts wird in der Imkerschaft so kontrovers diskutiert wie die Wahl der Bienenrasse. Ja, eigentlich könnte dieses schon als monokausale Auseinandersetzung betrachtet werden, quasi wie ein Boxkampf, der im Vorabendprogramm angekündigt wird:

CARNICAIMKER VS. BUCKFASTIMKER

Fisch oder Fleisch? – Wir nehmen klar Stellung:

Wir, damit meine ich meinen Mann Ramunas und mich, sind reine Buckfastimker. Wir lieben ihre Eigenschaft der Schwarmträgheit und sie erlaubt uns, Bienenstände bis zu 120 km von unserem zuhause dauerhaft zu halten und erfolgreich zu bewirtschaften.

Unsere Liebe und Verbundenheit zu der Buckfastzucht bezeugen wir auch dadurch, dass wir F0 – Buckfastköniginnen (im Volksmund Reinzuchtköniginnen) an Vermehrungsbetriebe abgeben, um die Buckfastbiene zu erhalten. Wir wollen unseren Beitrag dazu leisten, so gut wir können.

Vor dem Hintergrund, dass wir als Berufsimker schwarmträge Bienenvölker benötigen, ist die Buckfast für uns die bessere Biene.

Dies bedeutet aber nicht, dass nicht auch die Carnicabiene ihre Berechtigung hat. Die Carnica holte in der Vergangenheit gehörig an Qualität auf und wer von uns einmal reine Carnicavölker sehen durfte – wohl nur die wenigsten von uns können dies von sich sagen, sind doch die meisten Carnicaimker schon lange keine solchen mehr sondern glückliche Besitzer von F 7 und F 8 Anpaarungen deutscher Landrassebienen – schätzt ihre vielen guten Eigenschaften.

Warum sollen die echten und guten Eigenschaften nicht erhalten werden? Wir haben immer 10 bis 15 Prüfvölker der Zuchtrichtung Carnica in unserem Garten und sind mit ihren Eigenschaften zufrieden. Eine wunderbare Frühjahrsentwicklung, guter Honigertrag, weiße Honigdeckelung – ein Traum.

Der Nachteil der Schwarmneigung ist leider reel (sorry, liebe Carnicazüchter)und benötigt immer eine erhöhte Aufmerksamkeit, verbunden mit wöchentlicher Revision aller Völker dieser Zuchtrichtung, aber bei dieser Völkerzahl ist das Problem zu händeln.

In der Carnicazucht sind wir ein reiner Vermehrungsbetrieb und arbeiten mit österreichischen und slowenischen Züchtern zusammen. Zur Anpaarung nutzen wir die allgemein bekannten Belegstellen, selektieren aber dann genauso akribisch wie in der Buckfastzucht weiter.

In der Zeit, in der wir neben der Buckfastbienenzucht die Carnicabienen vermehren, sind wir auf viele Feindseligkeiten gestoßen, und zwar von denen, die selbst jahrelang aufgrund ihrer Bienenwahl (Buckfast) von den „bösen“ Carnicazüchtern diskriminiert wurden, so z. B. ein Buckfastzüchter und Betreiber einer Belegstelle, der unser „Tun“ als unseriös empfand und versuchte, uns öffentlich an den Pranger zu stellen.

Weil wir so offen auf unserer Internetseite über diese Erfahrungen berichten, brach kürzlich ein „buckfastlastiger“ Wissenschaftler jeglichen Kontakt zu uns ab.

Gepeinigte wurden zu Peinigern …

Natürlich ist hier die Grundeinstellung in Deutschland, imkerliche Belange und anstehende Entscheidungen „pro-carnica“ zu beurteilen und entsprechend zu verfahren, als Hauptursache für den immerwährenden Zwist zwischen den Parteien anzusehen. Auch für uns ist es unerträglich, nach über 80 Jahren der Züchtung der Buckfastbiene durch Br. Adam noch Zweifel über ihre Erbfestigkeit und die Gefahren der Aufspaltung bei Buckfaststämmen hören zu müssen, besonders dann, wenn diese Vorwürfe von Menschen kommen, die es wirklich besser wissen müßten, nämlich von Bienenwissenschaftlern.

Da liegen dann die Nerven blank; alte Rechnungen werden dann eben sehr manigfaltig beglichen und nicht immer trifft es den Richtigen.

Biene Nahaufnahme

Allerdings waren wir nie politisch motiviert und möchten uns auch nicht vor einen „Karren“ spannen lassen, egal, ob hier die Carnica oder die Buckfastbiene gezogen werden soll.

Auch haben wir es schon lange aufgegeben, Verständnis dafür aufzubringen, dass sich Carnica- und Buckfastlager dauernd „in den Haaren“ liegen.

Mein Mann hat viele Jahre als Wirtschaftsdirektor und Manager das Dreifache dessen verdient, was wir mit unseren Bienchen bescheiden erwirtschaften.

Es reicht zum Leben und das Wichtigste: Wir sind glücklich. Wer hier Profitgier vermutet, neigt wohl selbst zur besagten Unseriosität.

Unterbelichtete Geister gibt es leider auch unter Buckfastimkern, doch wird dies nichts an unserer Entscheidung ändern, auch in Zukunft eine sehr gute Buckfast und Carnicabiene zu züchten.
Bei uns galt und wird immer gelten: „Wer die Wahl hat, hat …

Die Buckfastbiene

Die Historie der Buckfastbiene (Professor Armbruster / Bruder Adam) ist bereits in vielen Büchern dokumentiert und wahrscheinlich uns allen bekannt, daher werden wir diesen Teil der Geschichte vernachlässigen.

Verweisen wollen wir hier an dieser Stelle auf die von Bruder Adam geschriebenen Bücher: „Auf der Suche“ und „Meine Betriebsweise“, erschienen im Kosmos Verlag sowie auf das Buch von Raymond Zimmer: „Die Buckfastbiene -Fragen und Antworten„, erschienen im KOCH Imkerei-Technik-Verlag.

Vergleiche zwischen der Buckfastbiene und anderen Bienenrassen wollen wir nicht anstellen, ist doch die Auswahl der Biene von irrationalen Umständen und persönlichen Neigungen geprägt und weniger von der wissenschaftlichen Ratio.

Hinzu kommt, dass es viel zu oft bedauernswerte Gehässigkeiten zwischen Züchtern verschiedener Bienenrassen – z. B. Buckfast und Carnica – gibt und wir dieses bestehende Misstrauen nicht auch noch schüren wollen.

Als unrühmlichstes Beispiel sei hier ein Wissenschaftler erwähnt, der den höheren Honigertrag bei Buckfastvölkern bösartig auf die verbliebene Futtermenge im Volk zurückführt, die die Bienen einfach umgetragen und so das Ernteergebnis gravierend verändert hätten.

Hier sei die Frage erlaubt, ob wir nicht genug Probleme in Europa haben, die die Imkerschaft bedrohen und deren Lösung längst überfällig ist. Wäre hier eine Bündelung der Kräfte nicht angebracht?

Die Buckfast, Zuchtziele und derzeitiger Zuchtstand

Die Buckfastbiene ist zwar eine vom Menschen erschaffene (Kunst) Rasse, allerdings keine Hybridbiene, wie oftmals fälschlich behauptet wird.

Der Dobermann wurde mit dem Ziel gezüchtet, als Jagd- und Wachhund einsetzbar zu sein. Hierzu waren viele züchterische Versuche nötig und der Erfolg stellte sich nicht sofort ein. Es entstand eine Zuchtrichtung, die ebenfalls ausschließlich von Menschenhand geschaffen wurde.

Bei einer Kreuzung zwischen Dobermannweibchen und Dobermannmännchen erhalten wir natürlich wieder Welpen der Zuchtrichtung Dobermann. Keiner von uns würde dieses auch nur in Frage stellen.

… und bei unseren Buckfastbienen … ?

…verhält es sich natürlich auch so:

Kreuzt man Buckfastkönigin mit Buckfastdrohnen, entstehen wieder neue Buckfastbienen.

Alles klar?

Es gibt Behauptungen, die davon ausgehen, dass für den Erhalt der Buckfastbiene importiertes Zuchtmaterial unerlässlich wird. Dieses ist nur zum Teil richtig und oftmals eher schädlich als hilfreich für die Wahrheitsfindung – solche Aussagen verwirren viele Jung- wie auch Altimker. Nach wissenschaftlichen Untersuchungen reichen drei nicht verwandte, verschiedene Linien ein Imkerleben aus, Bienenzucht zu betreiben, ohne nennenswerte Inzuchtdepressionen zu beklagen.

Nur bei Neukreuzungen (hier lässt sich wieder streiten, wie diese Kombinationen genannt werden sollen) wird auf Anatolica, Cecropia oder die Sahariensis zurückgegriffen, um einen stetigen Zuchtfortschritt und eine Anpassung an wechselnde klimatische Begebenheiten zu erreichen. In Kombinationszucht wird zwischen der aktuellen Buckfastbiene und dem erwähnten Zuchtmaterial eingekreuzt. Hiermit können verschiedene Ziele erreicht werden, wie z. B. die Vitalisierung einer bestehenden, unbefriedigenden Linie.

Erst wenn nach intensiver Auslese eine nachzuchtwürdige Generation geschaffen wurde, sprechen wir von einer neuen Buckfastlinie. Nur wenigen Imkern (Züchtern) ist dieses oben erwähnte bisher gelungen – hiermit ist unseres Erachtens nach auch
nicht die klassische Buckfastzucht gemeint, auch wenn von vielen –wie bereits erwähnt – es so missverstanden wird.

Oftmals wird das Bild von zu Erkundungs- und Forschungsfahrten ausufernden Imkerurlauben heraufbeschworen, die nur mit dem Ziel unternommen werden, um neues, reines Zuchtmaterial zu finden, welches dann wieder in bestehende Buckfastlinien eingekreuzt werden kann (Anatolica, Cecropia, etc. ).

So sprechen dann heute auch viele (Carnica) Imker von den „kleinen Adams“ (Buckfastzüchter), die in ihren Hosentaschen neue Bienenrassen importieren, um sie in einer verantwortungslosen Art und Weise bunt und kreuz und quer einzukreuzen – die Gefahr der Einschleppung von neuen Bienenparasiten negierend. Natürlich gibt es das auch – doch sind diese Fälle sicherlich nicht öfter zu verzeichnen als Imkerreisen nach Polen, Litauen (auf der Suche nach der „guten Apis mellifica mellifica“), Italien (Ligustica) oder Slowenien (Carnica).

Hier sollte der Grundsatz gelten: Nur wer die BUCKFAST kennt, sollte über sie sprechen.
Und wer sie einmal ausprobiert hat, gehört meistens zu den Imkern, die sie halten – aber nicht mehr darüber sprechen…

Die Carnicabiene

Wir Imker nennen sie kurz und liebevoll CARNICA und meinen eigentlich die Krainer oder Kärntner Biene.

Es handelt sich hierbei um eine natürlich entstandene Rasse (apis mellifica carnica), hervorgegangen aus der Westlichen Honigbiene. Durch ihre große Volksstärke und eine sehr gute Frühjahrsentwicklung hat sie innerhalb kurzer Zeit nach ihrer Verbreitung im deutschsprachigen Raum ihre Schwester, die Dunkle Europäische Biene (apis mellifica mellifica), verdrängt. Charakterlich wurde die Carnicabiene von ihrer klimatisch kontinental dominierten Heimat (nördlicher Balkan) geprägt; sie bevorzugt heiße Sommer und kalte Winter.

Die Überwinterung der Carnica vollzieht sich in verhältnismäßig kleinen Völkern mit dem Vorteil, dass der Imker bis zu 5 kg an Winterfutter einsparen kann (wieder im Vergleich zur Buckfast). Die Frühjahrsentwicklung erfolgt rasant mit einem heftigen Schwarmtrieb, der autochthon (ursprünglich) und daher nur schwer züchterisch zu bearbeiten ist. Im Sommer stellt die Carnica während der Trachtpausen das Brutgeschäft fast vollständig ein. Diese sehr gute graue Biene ist für unsere klimatischen Verhältnisse zu empfehlen und verspricht besonders eine reiche Frühtrachternte. Empfehlen können wir die Carnicabiene besonders Hobbyimkern mit bis zu 10 Völkern, die – mit einem vernünftigen Zeitmanagement ausgestattet und die Schwarmverhinderung immer im Auge behaltend – gute imkerliche Erfolge mit dieser Biene haben werden.

Grundsätzlich ist die bis heute verbreitete Zuchtmethode der Carnicazüchter, Zuchtstoff und die daraus resultierenden Zuchtlinien nur aus einem Urvolk abzuleiten, kritisch zu bewerten. Da durch diese züchterische Maßnahme die genetische Variabilität sehr stark eingeengt ist, schwebt die Gefahr der strengen Inzucht wie ein Damoklesschwert über viele Carnicalinien. Vor dem Hintergrund der Lücken im deutschen Belegstellensystem wirkt sich eine unerkannte Blutauffrischung sehr belebend auf die oben genannten Zuchtbemühungen aus und verhindert so manche Enttäuschung in der Zuchtarbeit. Die Carnicazüchter, mit denen wir zusammen arbeiten, sind verantwortungsvoll genug und importieren (in bester Buckfastmanier) aus Slowenien, Österreich und Ungarn regelmäßig neues, vorgeprüftes Material.

Züchterisch bearbeitete Linien wie TROISECK, SKLENAR oder PESCHETZ sind also wieder auf dem Vormarsch.

Gäbe es einen „Steckbrief für Carnica“, würde dieser so aussehen:
● schnelle Frühjahrsentwicklung
● Brutpausen während der Trachtlücken
● große Sanftmut
● schwacher Bautrieb
● große Schwarmneigung
● gute Orientierungsleistung
● schwach ausgeprägter Hang zur Räuberei

Biene auf Blume